Fächerbad Karlsruhe Fächerbad Karlsruhe Fächerbad Karlsruhe
FÄCHERBAD, KARLSRUHE

1. Bauherr
Sportpark Karlsruhe Nord-Ost

2. Projektdaten
Leistungsumfang: Lph 1-9
Herstellungskosten: 8,0 Mio. EUR
Bruttorauminhalt: 22.000 m3
Zeitangabe: 1980-1982
Ansprechpartner: Herr Hornuff

3. Baubeschreibung
„Das Besondere an dem Bad ist der äußerst enge finanzielle Rahmen, unter dem es errichtet wurde, und die schwierige Aufgabenstellung der Kombination eines Freizeitbades mit allen Anforderungen eines Sportbades. Der große Zuspruch, den das Fächerbad findet, zeigt, daß diese Verbindung gelungen ist. Die gefundene Lösung kann auch als Anregung verstanden werden für die Aufwertung bestehender Hallenbäder durch die Kombination mit zusätzlichen Attraktionen, so daß sie nach einer baulichen Erweiterung wieder wirtschaftlich betrieben werden können wie dieser Neubau. Trotz finanzieller Einschränkung wurde auf Gestaltqualität nicht verzichtet, dadurch wird das Fächerbad zu einem Beispiel einfachen und kostengünstigen Bauens.
Vier Vereine, die für diesen Zweck eine Trägergesellschaft gründeten, sind die Bauherrschaft des Fächerbades in Karlsruhe. Die Stadt stellte für das Vorhaben das Gelände im „Sportbad Karlsruhe-Nordost“ zur Verfügung.
Das Bauprogramm ist umfangreich. Es umfaßt: 1438 m3 Wasserfläche, einen Trampolinsprungplatz, eine Trockensprunganlage, eine Gymnastikhalle, Massage- und Trainerräume, Cafeteria und Milchbar, einen Bereich für Mutter und Kind, behindertengerechte Ausstattung, medizinische Bäder und Sauna mit Hof, Solarium, 200 Tribünenplätze, 48 Wechselkabinen, 2 Sammelumkleiden, 700 Kleiderschränke, Personal- und Nebenräume.
Das Fächerbad wäre nicht gebaut worden, wenn am Entwurf, der das gesamte Bauprogramm beachtet, wesentliche Abstriche erforderlich geworden wären, denn das Fächerbad ist nur lebensfähig durch die attraktive Verbindung vieler Einzelbereiche mit einem umfangreichen Angebot verschiedener Aktivitäten. Das Fächerbad ist mehr als ein von der öffentlichen Hand gebautes und unterhaltenes Bad auf eine besondere Atmosphäre angewiesen, die hohe Besucherzahlen sichert.
Ein Generalunternehmer wurde gefunden, der bereit war, eine Kostengarantie zu übernehmen. Ebenso akzeptierten alle an der Planung und Durchführung Beteiligten den schmalen Grat des finanziell Möglichen. Nur so konnte das Fächerbad realisiert werden.
Grundriß und Funktionszusammenhänge:
Auf eine enge Verflechtung aller Bereiche wurde Wert gelegt. Die Verfasser wollten eine Verzahnung der Sport- und Freizeitbereiche unter einem Dach erreichen. Maßstäblichkeit und Vielfalt bei der gebotenen Sparsamkeit waren ein weiteres Ziel. Das Hallenbad schafft den gebauten Hintergrund für eine windgeschützte Zone. Die realisierte U-Form gibt gute Möglichkeiten für die Trennung der Bereiche in einem großen Zusammenhang.

Konstruktion
Die Baukonstruktion ist einfach. Das Untergeschoß ist ein Massivbauwerk aus Stahlbeton, aus der Erde herausgehoben und mit dem Aushub angeböscht. So wurde – bis auf das Springerbecken – die Nähe des Grundwassers gemieden.
Das Erdgeschoß besteht im Bereich Eingangshalle, Umkleidehalle und Sauna aus Stahlbetonstützen mit aufgelegten Pfetten aus veleimtem Brettschichtholz und einer Dachfläche aus Trapezblechen mit Warmdachaufbau und Bekiesung. Die Fassade ist ausgemauert mit äußerer Wärmedämmung und hinterlüfteter Verkleidung.
Das massive Emporenbauwerk der Schwimmhalle besteht aus Stahlbeton. Die Dachbinder der Schwimmhalle und die Pfetten bestehen ebenfalls aus verleimtem Brettschichtholz und sind auf Stahlbetonrundstützen aufgelegt.

Gestaltung
Die relativ große Baumasse, die sich in eine Landschaft einzufügen hatte, wurde gegliedert durch Form und Farbe.
Hohe Gebäude – helle Farbe mit dunklen Fenstern, niedrige Gebäude – dunkle Farbe mit hellen Fenstern. Durch diese Gestaltungsmittel und die Proportionen der Gliederung wirkt das Gebäude von außen wesentlich kleiner als es der große, innere Zusammenhang erwarten läßt. Die Gestaltung des Innenraumes wird geprägt durch die überwiegende Verwendung von Holz. Farbe wurde als Orientierungsmittel eingesetzt wie z.B.: Ein- und Ausgänge = Gelb; Aufsichtsräume = Dunkelblau; Wärmebänke = Sandfarbe.

Heizung – Klima
Es wurde umweltfreundlichen Energiearten – Strom und Gas – der Vorzug gegeben. Da alle neuen Technologien, vergleicht man sie mit konventionellen techniken der Energieerzeugung, gekennzeichnet sind durch relativ hohe Investitionen einerseits, jedoch geringen Energieverbrauch, andererseits Nutzen und Aufwand nicht zeitgleich auftreten, wurde die Entscheidung deshalb auf Basis einer zukunftorientierten Wirtschaftlichkeit getroffen. Unter Berücksichtigung dieser Momente wurde eine Gaswärmepumpenanlage als Wärmeerzeugungssystem gewählt.
Die Gaswärmepumpenanlage umfaßt zwei Einheiten, deren Aufgabe in der Entfeuchtung der Schwimmhallenluft mit gleichzeitiger Wärmerückgewinnung besteht.
Zur Luftentfeuchtung sind in den Abluftkanälen zwei Direktverdampfer (zur Wärmepumpe) eingebaut. Die hier gewonnene Wärme wird über einen gemeinsamen Kondensator den Wärmepumpen zugeführt. Mit höherem Temperaturniveau (Motor- und Abgaswärme) werden die Wärmeverbraucher (Fußbodenheizung und Wärmebänke – Schwimmhalle, Fußbodenheizung Sauna, Umkleide und Milchbar, die Wassererwärmung der Außen-, Nichtschwimmer-, Schwimmer-, Springen-, und Planschbecken, die Grundheizung der Brauchwassererwärmung und die Wärmeversorgung der Lüftungsanlagen) versorgt. Die zulässige Raumluftfeuchte in der Schwimmhalle wurde mit 60 bis 70% relative Feuchte angesetzt. Somit ergab sich für die Schwimmhalle eine Lüftungsanlage (Luftentfeuchtungs—und Luftheizungsanlage) mit einem maximalen Luftstrom von 70.000 m3/h.
Weitere vier Lüftungsanlagen sind mit Wärmerückgewinnung ausgestattet: Eingangshalle und Milchbar (5.600 m3/h), Gymnastikraum (4.000 m3/h), Sauna (6.400 m3/h), Umkleide- und Naßräume (14.300 m3/h).
Die hier installierten Wärmerückgewinnungsanlagen arbeiten nach dem Kreislauf-Verbund-System mit je einem Wärmetauscher in der Fortluft und in der Außenluft und dem dazwischengeschalteten Wärmeträger.
Außer von der Wärmepumpenanlage wird das Fächerbad noch von einer gasbefeuerten Kesselanlage versorgt. Im Bedarfsfall steht diese Wärmeleistung auf hohem Temperaturniveau zur Verfügung. Die Wärmeleistung der Gasmotorwärmepumpe erfolgt mit einer maximalen Vorlauftemperatur von ca. 54o C.
Die Anlage wurde technisch-wirtschaftlich so konzipiert, daß zunächst die Entfeuchtung den Forderungen entspricht, daß die beim Betrieb festgesetzte Wärme sinnvoll und den Temperaturniveaus angepaßt, den Verbrauchern zugeführt, und zwar so, daß die zusätzlichen Wärmeerzeuger (Heizkessel) möglichst wenig zur Wärmeversorgung beitragen müssen. Zu keiner Zeit kann Wärme als sogenannte Abfallwärme nach außen abgegeben werden.“

AIT